Stadt Kempen, 30. April 2014. Auf ihrem Weg, das vom Abbruch bedrohte Baudenkmal Peterstraße 20 zu retten, hat die im März gegründete Bürgerinitiative „Denk mal an Kempen“ einen weiteren Schritt getan: einen gemeinsamen Brief der Gründungsmitglieder an den Landeskonservator des Rheinischen Amts für Denkmalpflege.

„Unsere Absicht ist eine möglichst vollständige Information des Konservators und auch der Öffentlichkeit zu erreichen“, so Marcel Rau, Initiator von „Denk mal an Kempen“. Nachdem die Verwaltungsvorlage des Kempener Denkmalamtes nur auf den desolaten Zustand des Gebäudeinneren hingewiesen hatte, informiert die Initiative nun über den speziellen Wert des Hauses für die Kempener Stadtgeschichte, vor allem aber über die Aussagekraft seiner Fassade. „Das bescheidene, zweiachsige Gebäude aus der Zeit des Rokoko ist in Kempen eines der letzten Häuser, die bis in die Gegenwart zeigen, wie in der Stadt die untere Mittelschicht, das kleine Bürgertum, gebaut hat“, berichtet Dr. Hans Kaiser, Kempener Historiker und Mitbegründer der Initiative.

Der Brief in Kurzform:

Das Haus Peterstraße 20 ist in seinem Bestand bedroht. Die Kempener Wohnungsbaugesellschaft Ralf Schmitz plant an dieser Stelle einen Neubau. Die Firma hat an der Ecke Peterstraße/Donkwall fünf Häuser gekauft, unter anderem auch das Haus Peterstraße 20, das der ehemaligen Metzgerei Horten gehörte. Die Firma Schmitz plante bis vor kurzem den Abriss der fünf Gebäude, um hier anschließend dreigeschossig, mit Dachgauben viergeschossig neu zu bauen. Die neuen Häuser sollten Ladenlokale im Erdgeschoss (Peterstraße) und Garagen (Donkwall) aufweisen.

Die Kempener Stadtverwaltung unterstützte die Planung der Baufirma Schmitz. In ihrer Verwaltungsvorlage für die Sitzung des Bau- und Denkmalausschusses schlug die Stadt vor, das Baudenkmal Peterstraße 20 aus der Denkmalliste auszutragen. Begründung: Das inzwischen leer stehende Haus weise nicht mehr „die notwendige Denkmalqualität“ auf. Schuld daran sei der „Umbauwille vieler Generationen im Innern“. Lediglich die Fassade, der Türrahmen und die Tür seien denkmalwürdig.

Dieser Tagesordnungspunkt, so hatte die Stadt geplant, sollte zunächst nicht-öffentlich behandelt werden. Erst auf Antrag der SPD wurde er dann öffentlich gemacht. Insgesamt können wir uns – wie viele Bürger – des Verdachts nicht erwehren, dass hier Vorabsprachen getroffen worden seien.

Als der Bau- und Denkmalausschuss schließlich am 17. März 2014 tagte, stieß der Vorschlag der Stadt bei der Mehrheit der Ausschussmitglieder überraschender Weise auf Widerspruch, und, nachdem die Pläne allgemein bekannt geworden waren, auch auf Widerstand in der Kempener Bevölkerung. Zahlreiche Bürger befürchten, dass dadurch erneut ein charakteristischer Teil der Kempener Altstadt verloren gehen würde. Vor allem die vier- statt bislang zweigeschossige Bauweise stößt auf Kritik. Angesichts dieser massiven Resonanz vonseiten der Politiker und Bürger hat die Baufirma Schmitz mittlerweile signalisiert, sie werde den ursprünglichen Plan überarbeiten. Konkrete Vorstellungen dazu hat sie aber nicht geäußert.

Die bisher von der Stadt vertretene Position wird unserer Auffassung nach den Aspekten des Denkmalschutzes nicht in der Weise, wie sie vom Gesetzgeber gefordert wird, gerecht. Vor allem negiert sie den für die Kempener Stadtgeschichte bedeutsamen historischen Wert dieses Hauses. Das bescheidene, zweiachsige Gebäude aus der Zeit des Rokoko ist in Kempen eines der letzten Häuser, die bis in die Gegenwart zeigen, wie in der Stadt die untere Mittelschicht, das kleine Bürgertum, gebaut hat. Es gibt nur noch ein zweites vergleichbares Beispiel: Peterstraße 40, ebenfalls ein zweiachsiges, zweigeschossiges Fachwerkhaus, das seine Stuckfassade allerdings erst im 19. Jahrhundert bekam.

Das Verschwinden der Hausfassade Peterstraße 20 wäre umso bedauerlicher, weil damit die Peterstraße erneut ein Stück ihres ursprünglichen, kleingliedrigen Charakters verlieren würde. Der überdimensionierte Neubau der Wohnungsbaugesellschaft würde ihr ein Stück ihrer Seele nehmen. Das Haus Peterstraße 20 ist im Ensemble der benachbarten Gebäude das letzte mit der original erhaltenen Fassade. Die Attraktivität der Altstadt, die viele Besucher nach Kempen zieht, würde wieder einmal geschmälert. Die bisherigen Verluste an historischer Substanz sind schlimm genug.

Wir – die Initiative „Denk mal an Kempen“ – fordern daher: Der Denkmalschutz des Hauses Peterstraße 20 muss erhalten bleiben. Sollte ein Neubau im Bereich der Nachbarhäuser an Peterstraße oder Donkwall unvermeidlich sein, muss sich dieser ins Straßenbild einfügen und zweigeschossig erfolgen.