Es hätte eine Werbung für lebendige Demokratie sein können, als sich der Denkmalausschuss des Rates der Stadt Kempen am Montagabend konstituierte. Immerhin ging es um ein hochaktuelles Thema, nämlich darum, ob der Zechenturm in Tönisberg unter Schutz gestellt wird. Ca. 80 Zuhörerinnen und Zuhörer waren gekommen, um bei der Entscheidung dabei zu sein. Es hätte also eine Chance sein können, um demokratische Offenheit, politische Kultur und sachliche Meinungsbildung zu demonstrieren. Hätte! Denn was da geboten wurde, war das genaue Gegenteil davon. Ungerührt und kalt lehnte die Mehrheit der Ausschussmitglieder den Antrag von SPD und Grünen ab, Peter Kunz, den Sprecher der Initiative für den Zechenturm, zu Wort kommen zu lassen. Ohne dass er überhaupt eine Silbe sagen durfte, wurde ihm von vornherein eine „sachfremde“ Darstellung unterstellt. Die Verwaltung gab da die Vorlage und die geschlossen stumme Riege der CDU-Mitglieder, gefolgt vom offensichtlich sehr anpassungsbereiten Vertreter der Freien Wähler, schmetterte den Antrag ab. Chance vertan. In Tönisberg engagieren sich etliche Menschen uneigennützig für die Pflege ihrer Tradition – das ist Bürgerengagement, von der in Sonntagsreden ja immer gerne gefaselt wird. Es ist respektlos, wie am Montagabend mit ihnen umgegangen wurde. Und es war irritierend zu erleben, dass die sachlich und präzise vorgetragenen Beiträge von Heinz Wiegers (SPD) ohne Gegenrede übergangen wurden. So funktioniert formale Demokratie, der es nur um die organisatorische Abwicklung von Mehrheit und Macht geht. Die Besucher allerdings, die draußen vor dem Rathaus noch lange zusammenstanden, äußerten sich empört über diese Art von vorher ausgekungelter Schaufensterpolitik.