Stadt Kempen, 4. November 2014. Anlässlich der nicht-offiziellen Ortsbegehung dreier Gebäude im Kempener Denkmalbereich 1 durch die Mitglieder des Denkmalausschusses am 3. November appelliert die Bürgerinitiative „Denk mal an Kempen“ an die Stadtverwaltung, dass sie sich einer stärkeren Bürgerbeteiligung nicht weiter verschließen soll.

Laut Bericht der Westdeutschen Zeitung vom 31. Oktober 2014 sollte die Öffentlichkeit über die Ortsbegehung der Gebäude Peterstraße 20, An St. Marien 8 und Ellenstraße 40 (ehemals Spielwaren Stein) nicht informiert werden. Dabei heißt es bereits in der Vorlage der vergangenen Denkmalausschuss-Sitzung vom 15. September: „Eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung hat es in Kempen immer gegeben. Bei Baumaßnahmen zur Veränderung und Entwicklung in der Altstadt werden die Bürger künftig noch intensiver eingebunden als bisher.“

Zu dem Termin der Ortsbegehung eingeladen waren laut Zeitungsbericht Vertreter der Stadtverwaltung, Mitglieder des Denkmalausschusses sowie Verantwortliche des LVR. „Denk mal an Kempen“ kritisiert, dass die Kempener Stadtverwaltung erneut die Chance vertan hat, unabhängige Kempener Experten in die Beurteilung denkmalschutzrelevanter Fragen einzubeziehen. „Zu unseren zentralen Forderungen zählt die Schaffung eines Denkmalbeirats, der sich aus Kempener Historikern und Fachleuten im Bereich Denkmalschutz zusammensetzt. Die Stadtverwaltung ist darüber informiert, dass sich sowohl in Kempen als auch in den Reihen unserer Initiative zahlreiche Experten auf diesen Gebieten finden“, so Claudia Pinkle, Mitglied von Denk mal an Kempen. „Wir bedauern, dass die Stadtverwaltung erneut nicht auf uns zugegangen ist, um die sachkundige Meinung Kempener Historiker einzuholen, sondern es bevorzugt, dass die anwesenden Ausschussmitglieder, gerade bei einer Ortsbegehung, scheinbar auf diese lokale Fachkenntnis bei ihrer Meinungsbildung verzichten müssen.“

Insbesondere die Begehung des Hauses An St. Marien 8 – ehemals „Wäsche-Willi“ – beunruhigt die Initiative. Das dreigeschossige Wohnhaus wurde Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Werner Beckers und Hans Kaiser, beide aktiv bei „Denk mal an Kempen“ und Experten der Kempener Stadtgeschichte, beurteilen das Gebäude wie folgt:

„Das Haus An St. Marien 8 gehört zu einem Gebäudekranz, der die Immunität, das heißt den Hoheits- und Gerichtsbereich der Pfarrkirche und den alten Kirchhof umgab. Der Standort der Häuser und ihre Parzellen entstammen also dem späten Mittelalter. Das Gebäude zeigt beispielhaft die Veränderung des mittelalterlichen Stadtbildes Kempens durch die Industrialisierung. Die Häuserzeile, in der es liegt, besteht ursprünglich aus Fachwerkhäusern (für die Häuser An St. Marien 2-6 ist das eindeutig nachgewiesen), die etwa seit 1870 erweitert und teilweise zu Geschäftslokalen umgebaut wurden. Wie das ursprünglich wohl zweigeschossige Haus An St. Marien 8, das um 1870 ein Dachgeschoss mit vier rundbogigen Doppelfenstern erhielt. Eine verputze Fassade und ein großes Schaufenster, in der Mitte gestützt durch eine gusseiserne Säule, sollten den Charakter des Geschäftshauses unterstreichen. Über dem Erdgeschoss prangte der Name des Geschäftes in einem Putzfeld, das heute leer ist. Eine Modernisierung der Fassade oder eine Aufstockung mit Gauben würden diese historischen Merkmale zerstören.“

 

Mehr Bürgerbeteiligung auch an anderer Stelle gefordert

Auch bei weiteren Kempener Angelegenheiten wäre laut Denk mal an Kempen mehr Bürgerbeteiligung wünschenswert. So regt die Initiative an, die möglichen Standorte für die Aufstellung eingelagerter Kunstwerke, wie beispielsweise die „Ringer“-Skulptur von Jo Jastram, der Öffentlichkeit vorzustellen. Auf Antrag der CDU-Fraktion wird das Thema der eingelagerten Kunstwerke in der Sitzung des Kulturausschusses am 4. November behandelt. Als Standort für die Ringer-Skulptur schlägt die CDU den Bereich zwischen Klosterhof und Franziskanerkloster vor. Laut „Denk mal an Kempen“ wäre es erstrebenswert, dass sich Kempener Bürger und sachkundige Experten bei der Standortentscheidung mit ihrer Meinung einbringen könnten. „Eine stärkere Einbeziehung der Bürger in solche Fragen, die das Stadtbild betreffen, stärkt die Identifikation mit unserer historischen Altstadt und gibt neue Impulse“, so Marcel Rau (Denk mal an Kempen). Er fügt hinzu: „Im Übrigen stellt sich die Frage, ob dieses Thema nicht eher in den Zuständigkeitsbereich des Denkmalausschusses als in den des Kulturausschusses fällt.“