„Möt dat Schönste, wat et jövt,                   Mit das Schönste, was es gibt,

Jeht me sine Alldagswäeg  –                       geht man seinen Alltagsweg –

Ös, wenn me ne Kempsche tröfft,             ist, wenn man einen Kempener trifft,

en bekennt, en Kempsch Jeseech.“             Ein bekanntes, ein Kempener Gesicht.

So lautet die erste Strophe des Gedichtes „Kempsche Kennes“, das der Kempener Heimat- und Mundartdichter Heinz Mellen (1899-1974) im Jahre 1959 dichtete. Eine Zeile in seinem 1949 geschriebenen Gedicht Min Kempe lautet: „On ek kenn min Kempe nieht wi-er.“  Und ich kenne mein Kempen nicht wieder.

So mag es den Menschen in den vergangenen Wochen ergangen sein, wenn sie ihr heimisches Refugium verlassen hatten, um unerlässliche Besorgungen in der Stadt hinter sich zu bringen oder nur einmal frische Luft zu schnappen. Fast menschenleer waren sonntags die Straßen, Kempen zeigte sich als Geisterstadt. Keen Kemp Jeseech zu sehen, nicht einmal Ferdi. Menschen die einem begegneten gingen sofort auf Distanz, wechselten gar die Straßenseite. Manch einer war vermummt.

Der unverstellte Blick ermöglichte, vieles im Stadtbild zu sehen, was man sonst nicht entdeckt hätte. Kempen bietet schöne Ansichten, ist jedoch einem Wandel unterworfen, der kritisch begleitet werden muss, denn das Stadtbild ist eine Grundlage unserer Attraktivität. Die verdanken wir auch unserem Einzelhandel und unserer Gastronomie. Sie sind nicht zwar nicht systemrelevant aber relevant für das System Kempen. Das besondere Kempener Flair verdanken wir insbesondere den vielen netten Menschen, denen man begegnet, ganz im Sinne von Heinz Mellen.

Langsam verfliegt dieser Eindruck von Winterstarre oder Dornröschenschlaf, Stück für Stück kehrt das Leben zurück. Doch fraglich ist, wann und ob wieder alles so sein wird wie vorher. Die Verwirklichung unserer zentralen Anliegen als Verein „Denk mal an Kempen e. V.“  ist abhängig von Kontakten, vom direkten Austausch. Wir sind im Gespräch mit der AWO, um einen jour fixe organisieren zu können. Geplant sind regelmäßige Treffen unter den jeweils vorgeschriebenen Hygiene-Bestimmungen. Jeweils montags ab 19.00 Uhr treffen sich Arbeitskreise zu aktuellen oder langfristig angelegten Themen. Diese Themenfeld-Orientierung hat die Vorteile gezielter Projektarbeit, hilft bei der Bewältigung der vielfältigen Themen und schafft angesichts der Raumsituation Sicherheit in Bezug auf die Abstandsbestimmungen. Die Gruppen sollen folgende Bereiche umfassen (Das Kleingedruckte hinter den Spiegelstrichen sind Beispiele.):

Arbeitsgruppen

  1. Kunst im öffentlichen Raum

   Europadenkmal

– eingelagerte Denkmäler

– Ben Burchardt Erinnerungsstätte

 

  1. Stadtgeschichte/ Brauchtum/ Kultur

    – Archiv

– Stadtführungen

– Gedenkstätten

 

  1. Denkmalschutz, -pflege, -nutzung

    – Denkmalliste

– Denkmalpflegeplan

– Bodendenkmäler

– Burg

– Zeche

 

  1. Projektförderung, Projektplanung, Öffentlichkeitsarbeit

    – Tag des öffentlichen Denkmals

–  Planung und Organisation von Veranstaltungen

–  Medienarbeit

–  Beantragung von Fördermitteln

 

Über Anregungen freuen wir uns. Nähere Infos und Einladungen folgen.

Auf unserer Mitgliederversammlung hatten wir zwei Projekte beschlossen.

Zum einen eine Erinnerungstafel zu errichten für den ehemaligen Mühlenführer und ehemaligen stellv. Vorsitzenden des Vereins der Zechenfreunde Ben Burchardt, der auch Mitinitiator von „Denkmal an Kempen e. V.“ war. Die Sanierung der Bockwindmühle soll in diesem Jahr erfolgen. Die Stadt hat Zuschüsse beantragt. Unsere Idee war, die Erinnerungstafel an einem entfernten Balken zu befestigen, da Ben immer wieder die Sanierung anmahnte. Die Gestaltung des Balkens und der Tafel müssten erarbeitet werden. Die zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung stehen der Idee positiv gegenüber.

Am 13. September findet nicht nur die Kommunalwahl statt, sondern auch der Tag des offenen Denkmals.

Wir hatten beschlossen, uns mit der Altstadtsanierung zu beschäftigen. Daraufhin erfolgte unsere Anmeldung zur Teilnahme bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Nun teilte die Stiftung mit, dass der Tag des offenen Denkmals nicht wie geplant stattfinden soll. Grund dafür ist die derzeitige Beschlusslage zum Verbot von Großveranstaltungen. Die Stiftung regt an, ersatzweise mit ihr gemeinsam „den Aktionstag virtuell umzusetzen und Spannendes …. gemeinsam zu teilen.“ So schade die Absage sein mag, die Anregung bietet Chancen, die wir nutzen sollten.

Jeyaratnam Caniceus hat die Idee an uns herangetragen, an der Burgwiese ein Europadenkmal zu errichten, ein Vorhaben, das wir in Angriff nehmen sollten. Denkbar wäre eine Verbindung zu Thomas und eine Umsetzung im Thomasjahr 2021.

Bund und Land haben Schwindel erregende Mengen von Geld zur Verfügung gestellt oder Verpflichtungen übernommen, um die Folgen der Krise zu lindern, Einnahmeausfälle werden in hohem Maße die öffentlichen Kassen zusätzlich belasten. Auch auf unsere Stadt werden enorme Einnahme-ausfälle und enorme Kosten zukommen. Dabei waren schon vor der Krise enorme Haushalts-verschlechterungen durch unausweichliche Investitionsvorhaben absehbar. Keiner kann verlässlich vorhersagen, wie sich die wirtschaftliche Lage global, in Deutschland und in Kempen entwickeln wird. Man darf aber annehmen, dass die Initiative, die Kreativität, das Mitwirken von privaten Partnern noch wertvoller sein wird als vor der Krise. Noch mehr Projekte oder Einrichtungen werden angewiesen sein auf Hilfe von privater Initiative, von Vereinen, Mäzenen oder Stiftungen. Unsere Anregung, eine Bürgerstiftung für die Burg zu gründen muss so bald wie möglich umgesetzt werden.

Die ersten Ausschusssitzungen stehen bevor. Am 18.5.2020 tagt der Denkmalausschuss. Unter dem einzigen besonderen TOP 5 geht es auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen um die Frage der Vereinbarkeit von Photovoltaik und Denkmalschutz in der Innenstadt.

Zum Abschluss die kleine Bitte, nicht nur, aber besonders von Tina Hirop als Kassiererin, den Beitrag in diesem Jahr ausnahmsweise zu überweisen.

Heinz Wiegers, 9.5.2020