1. ESELSMÜHLE

Burgstraße

Per Urkunde vom 3.11.1330 erlaubte Erzbischof Heinrich der Stadt Kempen das Errichten und Betreiben zweier Rossmühlen. Hier durften die Kempener mahlen, „wann und sooft“ sie es für notwendig erachteten. Eine der Mühlen stand an der heutigen Burgstraße, etwa dort, wo seit dem 17. Jh. das Kloster steht. Sie wurde als Eselsmühle betrieben. Der im Kreis laufende Esel bewegte das Mahlwerk mithilfe eines Göpels. Die Rossmühlen lösten sog. Handmühlen ab, ersetzten Menschen als Arbeitskräfte und verbesserten die Mahlergebnisse.

 

2. ÖLMÜHLE, DAMPFMÜHLE

Arnoldstraße, St. Huberter Straße

Die Ölmühle, vormalig Kempener Mahlwerke, wurde um 1890 von Bartholomäus Dammer gegründet und als Dampfmühle betrieben. Ihm folgten die Gebrüder Rasing und schließlich Schuhmacher & Witthoff nach. Nach der Trennung führte Witthof die Mühle allein weiter und ging später in Konkurs. Das Gelände wurde 2012 einer Wohnbebauung zugeführt.

3. WACKERTAPPMÜHLE, TURMWINDMÜHLE

später Dampfmühle,
An der Mühle 4, St. Hubert

Laut Denkmalliste wurde die Wackertapp-Mühle 1842 erbaut, evtl. aber schon früher, da sie bereits auf den Urkatasterplänen eingetragen ist. Laut Heimatverein St. Hubert möglicherweise 1820, aufgrund ihres Baustils sogar noch früher. Nach mehrmaligem Abbrennen der Bockwindmühle wurde eine feste, steinerne Turmmühle erbaut. Sie diente als Gesellschaftsmühle zum Mahlen von Korn. Bei einem heftigen Sturm verlor sie kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs ihre Flügel. Der Betrieb als Windmühle wurde aufgegeben. Stattdessen baute man ein Nebengebäude für eine Dampfmühle Heute ist eine Destillerie im Mühlenturm untergebracht.

 

Wackertappmühle in St. Hubert
Foto: Tina Hirop

Bockwindmühle in Tönisberg
Foto: Tina Hirop

4. BOCKWINDMÜHLE

Mühlenberg, Tönisberg

Die Einführung der Gewerbefreiheit durch die Franzosen machte es möglich: 1802 wurde in Tönisberg die lang ersehnte Bockwindmühle mit zwei Mühlgängen gebaut. Sie diente als Kornmühle. Letzter Pächter bis 1913 war Carl Rögels. 1913 wurde die Mühle als technisches Denkmal anerkannt, 1925 unter Denkmalschutz gestellt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Mühle als Flugabwehr-Beobachtungsstand schwere Schäden. Holzdiebstahl setzte ihr zu. Engagierten Bürger*innen sind die Rettung und der Wiederaufbau zu verdanken. Aktuell ist wieder eine umfangreiche Sanierung geplant.

5. WASSERMÜHLE

Vinnbrück

Angeregt durch tradierte Flurbezeichnungen hat sich in Tönisberg die Legende von der Wassermühle in Vinnbrück über Jahrhunderte bewahrt. Bezeichnungen wie Mühlenrahm, Schanze oder Landwehr regten die Fantasie von der „Stadt an der Vinnbrück“ an, deren Bestandteil eine Mühle gewesen sein könnte. Laut Heimatforschern wie Buyx und Louven könnte es eine unterschlächtige Wassermühle gegeben haben, 1245/1250 errichtet und betrieben von den Herzögen von Geldern. Fast 100 Jahre habe sich das große Mühlrad im Stauwasser des Flöthbach gedreht. Die Hochwasserkatastrophe 1342, („Magdalenenflut“), habe die Mühle vollständig zerstört.

 

 

6. BOCKWINDMÜHLE

Fennershof, Hülser Landstraße, St. Hubert

Der Kurkölnische Amtmann Konstantin von Nievenheim, Namensgeber des von Nievenheimschen Hauses am Hessenwall, dessen Grabplatte sich seit 1657 in der Kempener Pfarrkirche befindet, ließ  1627 die nach mehreren Plünderungen geschädigte Vorburg der Gastendonk in Orbroich sanieren. Ebenfalls ließ er eine Bockwindmühle bauen: Die Fennersmühle war für die Familie für gut 250 Jahre eine hervorragende Einnahmequelle. Am 20.02.1913 stürzte die Mühle ein und wurde vollkommen zerstört.

7. WINDRÄDER

Königshütte

Moderne Nachfahren der Windmühlen sind die Windräder. Während die romantisch anmutenden Kempener Windmühlen Windenenergie zum Antrieb ihrer Mahlwerke nutzten, dienen Windräder, meist als Windparks gruppiert, der Stromerzeugung. Windrädern begegnet man in Königshütte. Die Masten der drei höchsten Windräder sind jeweils 73 Meter hoch. Bis zur Flügelspitze werden knapp 100 Meter erreicht. Gut 1.000 Haushalte können durch eine dieser Anlagen mit Strom versorgt werden.

 

Windräder bei Königshütte
Foto: Tina Hirop

Kornmühle an der Hülser Straße um 1900
Foto: Kreisarchiv Viersen, LS 10679 

8. TURMWINDMÜHLE, KORNMÜHLE

Hülser Straße Kempen, heute: An der Kornmühle

Die Kornmühle an der „Hülser Chaussee“ war eine Mühle vom Typ Turmholländer. Sie wurde vermutlich im 19. Jh. erbaut, da sie bereits auf den Urkatasterplänen aus den 1820er Jahren eingetragen ist. Ihre günstige Lage an dem rund um Kempen führenden Mühlenweg war sicherlich ein Grund für die Errichtung. Nach der Zerstörung der Bockwindmühle an der St. Töniser Str. im Jahr 1866 war sie die einzige Mühle im Kempener Süden. Das Datum des Endes und Abrisses ist unklar. Wahrscheinlich verschwand dieses schöne Gebäude noch vor dem Zweiten Weltkrieg.

9. SCHUHMACHER MÜHLE, DAMPFMÜHLE

Hülser Straße, Kempen

Schuhmacher gründete 1875 an der Hülser Straße die „Mühlenwerke Schuhmacher“. Neben verschiedenen 2- und 3-geschossigen Büro-, Lager- und Mühlengebäuden befand sich auf dem Grundstück ein sechsstöckiges Silogebäude, das 1993 abgerissen wurde und einem Wohnkomplex weichen musste. Die als Dampfmühle betriebene Anlage produzierte Kraftfutter. Die Handelssparte wechselte ins Industriegebiet und ist weiterhin aktiv am Selder als Landhandel Schuhmacher.

 

 

Schuhmacher Mühle, Hülser Straße, Kempen
Foto: Kreisarchiv Viersen; LS: 13631

10. BOCKWINDMÜHLE, TURMMÜHLE

St. Töniser Straße, vor dem Engertor

Diese Mühle war im Besitz des Erzbischofs und befand sich vor der Stadt – vor dem Engertor. Das Datum der Errichtung ist unbekannt. 1343 pachteten die Kempener eine Mühle aus erzbischöflichem Besitz, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden. Nach Errichtung der Turmmühle versorgte die Bockwindmühle die Stadt mit Backmehl, die Wehrmühle mit Futterkorn.  Die Mühle wurde 1866 durch einen Brand zerstört.

11. ROSSMÜHLE, ÖLMÜHLE

Ölstraße

Im Bereich der Ölstraße befand sich die zweite der in der Urkunde vom 3.11.1330 (s. Nr. 1) genehmigten Rossmühlen. Sie wurde als Ölmühle betrieben. Nach ihr wurde die Straße benannt. Laut Kempedia stand sie dort, wo die Heilig-Geist-Straße die Ölstraße kreuzt. Mühlen wurden als Bann- bzw. Zwangmühlen betrieben, d. h. die Wahl der Mühle war nicht frei, die Nutzung bestimmter Mühlen war vorgeschrieben.

 

Turmwindmühle, Hessenwall um 1970
Foto: Kreisarchiv Viersen, LS 4568

12. TURMWINDMÜHLE

Hessenwall

1372 erlaubte der Landesherr den Bau einer zweiten Windmühle zentral in der Stadt. Diese sollte im Kriegsfall eine sichere Mehlversorgung garantieren und als Festungselement dienen. 1481 wurde eine Turmwindmühle als mächtiger Bestandteil der Stadtmauer erbaut. Dennoch schoss 1642 eine Allianz aus hessischen und französischen Soldaten neben der Mühle eine Bresche in die Mauer und drang in die Stadt ein. 2017 beraubte ein Sturm die Mühle eines Flügels, 2019 wurden 4 neue, stärkere Flügel montiert.